Paris entledigt sich der Leih-E-Roller. Was bedeutet das für die Mobilitätswende?

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Eine Stadt, die unter den ersten Städten war, die Leih-E-Roller eingeführt haben, schafft sie auch als eine der ersten Städte wieder ab. Leih-E-Roller seien eine Verkehrsgefährdung, weil sie zu schnell für den Gehweg und zu langsam für die Straße sind. Viele Nutzer „verzichten“ bei der Nutzung der Roller auf Verkehrsregeln und sehen den weiteren Umgang mit den Rollern eher im Sinne einer Wegwerf-Gesellschaft. Daher müssen sie jetzt aus dem Stadtbild weichen.

Man kann das Leihroller-Geschäft für sich allein betrachten und schlussfolgern, dieses Geschäftsmodell hat nicht getaugt. Das wäre jedoch zu kurz gedacht, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, was der ursprüngliche Gedanke war: die Verkehrs- bzw. die Mobilitätswende, denn die Gesellschaft muss die Art und Weise ihrer Mobilität überdenken und auch ändern. Ein Großteil unserer Mobilität entfällt auf den motorisierten Individualverkehr. Dieser verstopft Straßen, schadet der Umwelt und auch immer stärker den Geldbeutel der Mobilisten. Daher galt und gilt es noch immer, inter-modale Alternativen zum motorisierten Individualverkehr anzubieten und zu etablieren. Bus & Bahn bis zum Knotenpunkt, Sharing (per Scooter, Auto oder Fahrrad) für die „Last Mile“ bis zum Ziel. Hier hätten und sollten auch E-Roller ein Baustein im Angebot für genau dieses letzte Stück des Weges sein.

Die Fragen, die wir uns jetzt stellen müssen: Wurden (und werden) die Leihroller im Sinne der Mobilitätswende genutzt? Wurden sie als festes Element in der Mobilitätskette für bspw. den Weg zur Arbeit integriert?

Schnell wird klar, dass die Leihroller diese Rolle wenig bis gar nicht erfüllt haben, sondern eher in touristischen Hotspots und von jüngeren Zielgruppen in der Freizeit genutzt wurden. Zu einer echten Alternative für das Auto im Sinne der Mobilitätswende allerdings, wurden die E-Roller bisher nicht.

Was sagt uns das? Mehrere Dinge:
  • Technologie allein ändert nicht das Verhalten von Gesellschaften Technologie ist kein Katalysator für Veränderung, sondern steht eher für das Ermöglichen von Veränderungen
  • Veränderung allein ist kein Katalysator für erfolgreiche Geschäftsmodelle. Das Gegenteil ist bei Business Cases aus der Retorte der Fall: einige Geschäftsmodelle behindern Veränderung in dem sie durch zusätzliche Kosten die Geldbeutel der Nutzer belasten
  • Veränderung ist immer noch der komplexeste, schwierigste Teil – sie geschieht nur selten freiwillig und meistens braucht es ein auslösendes Moment oder auch Druck durch bspw. Regulation, damit Veränderungen eintreten können oder starke monetäre Anreize
  • Eine der mitunter wichtigsten Technologien bei der Mobilitätswende sind Daten! Der Datenschutz erschwert eine perfekte, hoch-personalisierte Kundenerfahrungen und -Unterstützung beim Angang der Mobilitätswende

Ob Startups oder Corporate Innovation, es gilt nach wie vor: Technologie, Geschäftsmodelle und gesellschaftlicher Wandel gehen immer Hand-in-Hand. Es funktioniert nur in dieser Konstellation. Bei den Leihrollern wurde die Chance, sie zu einem tragenden Element der Mobilitätswende zu machen, leider vertan – zumindest in Paris! Zu wenig Wille zur gesellschaftlichen Veränderung, zu viel Geschäftsmodell. Dies könnte ein Weckruf für andere Städte und den Umgang mit Mobilitätsangeboten sein – es gibt noch viel zu tun!

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