Wird CCC der neue technische Standard für Fahrzeugzugänge?

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Sichere, hoch-verfügbare digitale Fahrzeugschlüssel sind essenziell wichtig für die Digitalisierung der Automobilindustrie. Damit neue Geschäftsmodelle im Rahmen der Verkehrswende wie bspw. Car Sharing effizient und stabil umgesetzt werden können, muss ein komplexes Verwalten und Verteilen von physischen Fahrzeugschlüsseln entfallen. Daher legt die Industrie seit ca. 10 Jahren einen Fokus auf die Entwicklung von digitalen Schlüsseln, die als 1-zu-1 Ersatz von physischen Schlüsseln gesehen werden können.

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass bei digitalen Fahrzeugschlüsseln 2 grundverschiedene Welten aufeinandertreffen: die Automobilindustrie und die Telekommunikationsindustrie (da die Schlüssel auf den Mobiltelefonien der Nutzer gespeichert werden und das Mobiltelefon dadurch zum „Schlüssel“ für das Fahrzeug wird. Bei der Vielzahl von Fahrzeugherstellern und gleichsam der Vielzahl von Mobiltelefonen (auch als „digitales Endgerät“ bezeichnet) und aktuellen & zukünftigen Mobilitätsapplikationen, ist das Vorhandensein eines technischen Standards unabdingbar. Ein Kunde muss mit seinem Endgerät alle Fahrzeugtypen öffnen können und gleichzeitig muss ein Fahrzeugtyp mit allen mobilen Endgeräten interagieren können.

Der de facto Industriestandard, der dies adressiert heißt „CCC-Standard“, abgeleitet vom Namen des Konsortiums, das ihn kreiert hat: Car Connectivity Consortium.

Der Standard adressiert im ersten Schritt die technischen Anforderungen, die eine sichere und benutzerfreundliche Anwendung ermöglichen. Diese Anforderungen waren initial bei der Gründung des CCC Digital Keys:

  • „Security“: im Sinne von Cyber Security, also der Sicherheit gegen Hackerangriffe, Man-In-The-Middle-Attacks, physikalische Hardwareangriffe etc.
  • „Battery Off“: der Fahrzeugschlüssel auf dem Endgerät muss auch dann funktionieren, wenn das Endgerät ausgeschaltet ist bzw. der Akku entladen ist
  • „No OS“: ebenfalls eine Sicherheitsfunktion ist, dass der digitale Fahrzeugschlüssel nicht direkt im Betriebssystem des Endgerätes – Android oder Apples iOS – verarbeitet wird
  • „No App“: die Nutzung des digitalen Fahrzeugschlüssels muss intuitiv ohne Nutzung einer Applikation auf dem mobilen Endgerät passieren

Aus diesen Anforderungen abgeleitet entstand die Systemarchitektur des CCC-Fahrzeugschlüssels, die der von mobilen Bezahldiensten sehr ähnlich. Tatsächlich teilen sich beide Dienste dieselben Gene.

Wie funktioniert das Konzept?

Am Anfang steht die Anfrage, einer berechtigten Person den digitalen Fahrzeugschlüssel für ein bestimmtes Fahrzeug (konkret: eine VIN) zur Verfügung zu stellen. Diese Anfrage erreicht einen Datenserver des entsprechenden Fahrzeugherstellers. Dieser ermittelt den digitalen Schlüssel und sendet diesen über eine hoch-sichere Internetverbindung direkt an einen Hoch-Sicherheits-Server des Herstellers des mobilen Endgerätes der berechtigten Person (bspw. Apple oder Samsung). Von dort aus wir der digitale Schlüssel in einen Hoch-Sicherheits-Chip („Secure Element“) auf dem Endgerät der berechtigten Person geladen. Und genauso wie eine Kreditkarte für das mobile Bezahlen erscheint der digitale Fahrzeugschlüssel in der s.g. „Wallet“ auf dem Endgerät der berechtigten Person. Die Person kann anschließend sein Endgerät in direkte Nähe zu einem mit Near Field Communication (NFC) ausgestatten Fahrzeug (im Türgriff oder an einem beliebigen anderen Ort im Fahrzeug) bringen. Daraufhin wird der digitale Schlüssel aus dem Hoch-Sicherheits-Chip ausgelesen und über eine direkte Verdrahtung an die NFC-Schnittstelle des Endgerätes gesendet. Dieser überträgt an den NFC-Leser im Fahrzeug, von wo er zum Entschlüsseln an das Komfortsteuergerät gesendet wird. Die Sicherheits-anforderungen sind der hoch, dass eine sehr hohe Rechenleistung für die Entschlüsselung benötigt wird.

Alternativ und seit der aktuellen Version 3.0. des CCC-Standards ist die sichere Übertragung des Schlüssels durch Ultra Wide Band (UWB) möglich. Seither kann das mobile Endgerät genauso wie ein Hands-Free Fahrzeugschlüssel genutzt werden, da das Nähern des Endgerätes an einen NFC-Leser entfällt. Innerhalb des Fahrzeugs erlaubt UWB eine Zentimeter-genaue Ortung des Endgerätes und somit ein passiver Fahrzeugstart möglich.

Was bedeutet dies für WITTE?

Da sich der größte Teil der Fahrzeughersteller dem CCC-Standard angeschlossen haben, werden uns zukünftig der größte Teil der Ausschreibungen mit einem Verweis auf CCC-Kompatibilität erreichen. Um unsere Produkte CCC-kompatibel zu entwickeln, müssen wir Zugriff auf die Spezifikation bekommen und die technischen Details verstehen. Dies macht uns der initiale Schritt in eine s.g. „Adopter-Membership“ möglich.

Idealerweise können wir dort auch unsere eigenen Innovationen platzieren und diese somit in den de facto Industrie-Standard einfließen lassen. Ob und wie dies gehen kann werden wir in den ersten Monaten schauen und uns dann ggf. stärker engagieren.

 

Potential des CCC-Standards

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der CCC-Standard Potential als der technische Standard für Fahrzeugzugänge hat. Wir müssen mindestens dabei sein, um mit dem digitalen Fortschritt in unserem Kerngeschäft mitzuhalten. Gleichzeitig kann es uns als Plattform dienen, unsere eigenen Innovationen proaktiv stärker an Kundenbedarfe und Trends zu orientieren und mit in kommende Standard einfließen zu lassen.

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